Auf den Spuren der historischen Samer

Die historischen Samer

Der Name Samerberg kennzeichnet seit den ältesten Zeiten die Beschäftigung der Bewohner. Durch die wenig ertragreichen Felder der Samerberger Bauern waren sie gzwungen, sich zusätzlich um eine Ertragsquelle umzusehen. Dieses war der Warentransport, dabei vor allem der Salz- und Getreidehandel, den sie durch einige Jahrhunderte als Samer betrieben. Dazu findet sich im Rosenheimer Steuerbuch von 1671 der Vermerk: „Weil diese Leuth ihre Rösslein mit ihrem schlechten Feldbau nit hinbringen und fuern khühnen“, sowie ein weiterer Zusatz zu den Samerberger Bauern: „Mueß Jehrlich bey 10, 20, 30 oder gar 40 Metzen Traid kaufen“.

Als Samer bezeichnete man ursprünglich jeden, der berufsmäßig Waren auf Samrossen beförderte. Da die Rossersberger (Samerberger) die einzigen previligierten Salz- und Getreidehändler im Gericht Rosenheim waren, wurden sie von den Umwohnern schlichtweg als Samer bezeichnet und der Rossersberg in Samerberg umbenannt. Wie weit der Name Samerberg schon 1746 verbreitet war, zeigt ein Eintrag im Sterbebuch von Egern am Tegernsee: „Wolfgang Ecker Rompilger, geboren bei Rosenheim am Samerberg…“. Einen ersten Hinweis auf die Samerei der Rossersberger verdankt man dem ältesten Urbar des Klosters Baumberg von 1166. Demnach erhielt es „Ufem rosolsperg 1 Sam Wein“.
An den Kasten Rosenheim und damit an den Landshuter Herzog hatten um 1320 „drey gut ze Grunenpach 4 sam wälsches wein“ zu liefern und Sulzberg „2 sam wälisches wein“.

Mit 6 Laglrossen werden sich die 4 Bauern (Bolz, Linder, Maurer und Sulzberg) aufgemacht haben, um mindestens in Südtirol, im Trentino oder noch weiter südlich den Wein einzukaufen.

Das Kloster Schäftlarn erhielt 1313 aus Holzham 7 Sam Salz. Im Jahre 1455 betrieben die Rossersberger die Samerei bereits ziemlich intensiv und um die Mitte des 15. Jahrhunderts auch die Samfahrt schon lange Zeit in Blüte. Nach Ludwig Eid waren die Samer schon 1558 in einer priviligierten Genossenschaft organisiert. Ihre Aufgabe war es, die Sonderrechte und Vergünstigungen gegen Konkurrenz zu verteidigen und den Salzhandel in ihrem Sambetrieb zu organisieren.

Die Wege der Samer

Der wichtigste Teil der Samfahrt war, wie bereits erwähnt der Salz- und Getreidehandel. Eingekauft wurde das Salz bei den Salinen in Reichenhall, ab 1619 auch in Traunstein. Aufschluss über die Wege der Samer finden sich in Übergabebriefen und Gerichtsakten, in denen Schulden der Samer erschienen. So verlangte 1670 der Handelsmann Leonhard Doldin in Verla bei Trient vom Hans Linder in Grainbach und vom Hax die Ausstände für abgenommenen Wein und Branntwein. Dem Wirt in Reichenbach bei Stuttgart musste 1686 die Witwe des Georg Maurer von Sulzberg die Schulden zahlen.

Algerting bei Vilshofen, Teisendorf, Sindelsdorf bei Murnau, Rimpach bei Schwindett, Geisenfeld und Frabertsham sind weitere Schuldenorte. Transportiert wurde das Salz anfänglich in Lageln, ovale längliche Fässchen. Später wurde das noch feuchte Salz in konische Holzgefäße, die sogenannten Verkueffen, eingestoßen. Das ergab Salzstöcke, die Fueder oder Fuederl genannt wurden.

Dem Samer wurde eine Police ausgestellt, auf der das Gewicht des Salzes, die Zahl der Pferde, Samroß, Wagen oder Schlitten, der Samtrieb, wo das Salz zu verkaufen war und die Rückfracht, meistens Getreide in die Heimat oder zu den Salinen, aber auch andere Lebensmittel vermerkt.

Das Ende der Samfahrt

Schon vor 1750 klagten die Samer über „den de facto durch die Salzfuhrleut sehr geschmöllerten Samtrieb“. Überall nahm man es nicht mehr so genau mit dem Privileg der Samer. Der Hauptschlag gegen die Samer und ihre alten Privilegien war die Einführung der „allgemeinen Besalzungsfreiheit“, die mit Verordnung vom 29. Dezember 1762 erfolgte.

Dass sich die Samer immer mehr zurückzogen, geht auch aus einem Gemeindeprotokoll von Törwang 1862 hervor. „Ferners werden bei den Bauern immer mehr Kühe und Ochsen statt der Pferde zum Zug verwendet“. Um diese Zeit zog aber auch schon die große Konkurrenz für das Fuhrwesen herauf. Im Jahre 1857 fuhr die erste Eisenbahn von München über Holzkirchen nach Rosenheim. 1860 erreichte sie Freilassing und sechs Jahre später Reichenhall.

Alte Tradition neu belebt

Anlässlich der 1988 stattgefundenen 1200 Jahr Feier von Rossholzen besann sich Hans Sattelberger dieser alten Tradition und rief diesen alten Brauch mit einigen weiteren Samerbergern wieder ins Leben. Mit einem Samerzug, der 9 Pferde umfasste, folgten sie den alten Spuren der Samer und konnten sich großer Aufmerksamkeit erfreuen.

Da der Samerzug eng mit der Geschichte des Salzes verbunden ist, war der Samerzug selbstverständlich auch bei der Eröffnung der Landesausstellung 1995 in Rosenheim vertreten. Im historischen Samerg`wand führten sie den Festzug mit ca. 15 Pferden an.

Das Samerfest mit Samerzug 1995

Der Samerzug begann am Donnerstag, 10. August in der Saline Reichenhall mit dem Aufpacken des Salzes. Der Zug folgte dann wiederum den Spuren der alten Samer über Jochberg nach Weißbach, über Zwing nach Inzell, weiter über Froschsee nach Ruhpolding (Übernachtung im Holzknechtmuseum Labau). Nach dem Satteln und Abmarsch am Freitag ging es weiter über den Weitsee zur Röthelmoos-Alm, über Oberwössner Jochberg nach Oberwössen, dann nach Unterwössen, wo wiederum übernachtet wurde. Der Samstag begann wieder mit Satteln und Abmarsch in Unterwössen zum Streichen, dann folgte die Übernahme von österreichischem Wein und über die Mautstelle ging es nach Schleching und Marquartstein, weiter über Piesenhausen nach Grassau zum Klaushäusl und als Endstation Rottau. Die letzte Etappe führte dann in Bernau am Salinhaus vorbei nach Aschau und Frasdorf .

Bei der Ankunft in Grainbach gegen Mittag erwartete den Samerzug ein herzlicher Empfang. Das „Historische Samerfest“ mit alter, überlieferter Musik, historischen Gesängen, Trommlern und Pfeiffern, Gaudi Ranggeln, Fingerhackeln, G`nackziagn, Hufeisenschmeißen, Tänzen, Reigen und vielem mehr erfreute sich einer großen Besucherschar.

Rege Aufmerksamkeit wurde sowohl dem Empfang durch den Amtmann von Thalmann und den Hauptmännern von Grainbach, Törwang, Steinkirchen und Rossholzen geschenkt, als auch dem Bekanntmachen, was es Neues im Lande gibt und nicht zuletzt den Halsgeigen für unleidige Weiberleut.

Das Samerlied

Wo der Achen Wasser fließen, wo der Innstrom Bayern schaut,
und der Hohen Ries zu Füßen liegt der Samerberg so traut.

Oben auf der Berge Gipfel, schaut der Wanderer weit und breit,
über grüne Tannenwipfel, seiner Heimat Herrlichkeit.

Einstmals zogen, schwerbeladen, nach der „Glöcklein“ Melodien,
auf gar steilen Bergespfaden Samer durch das Land hinein.

Wundervoll die Alpenkette, sie entzückz das Auge ganz,
Firnen ragen um die Wette, eifernd in der Schönheit Glanz.

Bald nach Wien mit reichen Waren, fuhr zu Schiff der Kaufleut`Troß,
auch zu Land mit schwerem Karren, stellten Samer Mann und Roß.